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Informationen zu Somalia

zusammengestellt von Ferdinand Bratfisch
siehe auch www.auswaertiges-amt.de / www.wikipedia.de / www.bpb.de

© Kämmer-Kartographie, Berlin 2012
 Karte entnommen von www.bpb.de  (© Kämmer-Kartographie, Berlin 2012)

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Vor touristischen Reisen nach Somalia sowie vor Reisen in die Gewässer vor Somalia wird dringend gewarnt. Der Aufenthalt in weiten Teilen des Landes, insbesondere in Süd- und Zentralsomalia und in Teilen von Puntland und Somaliland, ist sehr gefährlich.
Im Fall einer Notlage (gesundheitlich, kriminalitätsoder kriegsbedingt) fehlen weitgehend funktionierende staatliche Stellen, die Hilfe leisten könnten. Die Gewährung konsularischen Schutzes ist nicht möglich.

(Auswärtiges Amt)

Somalia, am Horn von Afrika gelegen, entstand 1960 aus dem Zusammenschluss der Kolonialgebiete Britisch-Somaliland und Italienisch-Somaliland. Das Gesellschaftssystem wird heute von fünf großen Clans beherrscht. Die Bevölkerung gehört fast vollständig dem sunnitischen Islam an. Seit dem Sturz des autoritären Regimes von Siad Barre im Jahr 1991 befindet sich das Land im Bürgerkrieg. Eine Übergangsregierung, die jedoch weiterhin von radikalen Milizen bekämpft wird, regiert das Land von der Hauptstadt Mogadischu aus. Seitdem liegen auch die Infrastruktur des Landes und die Wirtschaft am Boden. Vor allem in Südsomalia hat die islamistische Gruppierung al-Shabaab die Macht übernommen.
Die meisten Bewohner Somalias gehören zu den kuschitischen Somal-Stämmen (85 %), die restlichen sind Bantu oder Araber. Der Islam sunnitischer Ausprägung ist Staatsreligion. Die Zugehörigkeit zu den verschiedenen  Clans (z.B. Dir, Ishaq, Darod, Hawiye, Digil, Rahanweyn) bestimmt bis heute das soziale Gefüge des Landes und die Stellung des Einzelnen darin. Die Amtssprache ist Somali; Arabisch, Englisch und Italienisch werden als Handels- und Verkehrssprache benutzt.

Somalia gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, ein Großteil der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Lebenserwartung liegt bei 48 Jahren. Gesundheits- und Bildungssystem sind nur mangelhaft; die Säuglingssterblichkeit ist sehr hoch (11,7 %), das Bevölkerungswachstum aufgrund der hohen Geburtenzahlen ebenfalls (3,0 %). Der Anteil der Analphabeten an der Bevölkerung wird auf über 60 % geschätzt.

Durch den Bürgerkrieg flohen über eine halbe Million Somalier ins Ausland. Die Hauptstadt Mogadischu war Ende der 1990er Jahre infolge des Bürgerkrieges großflächig zerstört. Seit August 2012 hat Somalia wieder eine „permanente“ Regierung. In Mogadischu und Teilen Südsomalias wurden moderate Fortschritte bei der Verbesserung der Sicherheit und dem Wiederaufbau der Infrastruktur erzielt. Doch die islamistische Miliz Al Shabaab kämpft weiter gegen die Regierung und ihre Unterstützer.
In Süd- und Zentralsomalia setzte sich der bewaffnete Konflikt zwischen regierungstreuen Militäreinheiten, der Friedensmission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) und der bewaffneten islamistischen Gruppe Al-Shabab fort. Die auf der Seite der Regierung stehenden Einheiten vertrieben die Al-Shabab-Milizen aus einer Reihe wichtiger Städte. So nahmen sie u.a. die Hafenstadt Kismaayo ein. Mit Beendigung der politischen Übergangsphase endete auch das Mandat der Übergangsregierung (Transitional Federal Government - TFG). Im August 2012 wurde ein neues Parlament, im September ein neuer Präsident durch das Parlament gewählt und im Oktober ein neuer Ministerpräsident berufen. Im Zuge des bewaffneten Konflikts und der überall herrschenden Gewalt wurden Tausende Zivilpersonen getötet, verletzt und vertrieben. Die humanitären Hilfsorganisationen hatten aufgrund der Kampfhandlungen, der prekären Sicherheitslage und der ihnen von den Konfliktparteien auferlegten Einschränkungen weiterhin keinen ungehinderten Zugang zu den Opfern. 18 Journalisten wurden getötet, und weitere wurden angegriffen, schikaniert und ins Exil getrieben. Auch kam es nach wie vor zu gezielter Gewaltanwendung gegen Mitarbeiter humanitärer Hilfsorganisationen und Menschenrechtsverteidiger. Bewaffnete Gruppen nahmen weiterhin Zwangsrekrutierungen vor – auch von Kindern – und verschleppten, folterten und töteten Menschen rechtswidrig.Bewaffnete in Mogadischu - Quelle
Wikipedia

Schwere Menschenrechtsverstöße, einschließlich Kriegsverbrechen, blieben straffrei. In Somaliland wurde das Recht auf freie Meinungsäußerung zunehmend eingeschränkt. Vertriebene sprachen in ihren Berichten von Menschenrechtsverstößen, einschließlich der Rekrutierung von Kindern für den bewaffneten Kampf. Die Hälfte aller Kinder zwischen 5 und 14 Jahren müssen arbeiten. Schätzungen zufolge gibt es ca. 70.000 Kindersoldaten, die von verschiedenen Milizen unter Waffen gehalten werden. Alle am laufenden somalischen Bürgerkrieg beteiligten Parteien haben in den letzten Jahren schwerste Menschen- und Kriegsrechtsverbrechen begangen. Äthiopische Truppen, die Armee der Übergangsregierung, AMISOM und die islamistischen Milizen Al Shabaab und Hizbul islam haben ihre Waffen unterschiedslos im dicht besiedelten Gebiet (in Mogadischu) eingesetzt. Appelle aus dem Ausland und von Kräften in Somalia, Verbrechen im Sinne des Völkerrechts endlich strafrechtlich zu ahnden, blieben wirkungslos. Alle Kriegsparteien haben schwerste Übergriffe auf die Zivilbevölkerung Südsomalias begangen. Frauen wurden massenweise vergewaltigt.

Al-Shabaab-Milizen sind zusätzlich für die Tötungen und Bestrafungen von Menschen verantwortlich, die sich ihrer Auslegung des islamischen Rechts nicht beugten. In den von ihnen kontrollierten Landesteilen war ein dramatischer Anstieg öffentlicher Hinrichtungen, darunter auch Steinigungen, zu verzeichnen.

Al-Shabaab, die Gruppe, die Verbindungen zum Terrornetzwerk al-Qaida unterhält, kämpft in Somalia um die Macht. In den vergangenen zwei Jahren wurde sie zwar von Interventionstruppen der Afrikanischen Union (AU) aus der Hauptstadt Mogadischu und den anderen größeren Städten des Landes verdrängt. Die AU-Mission in Somalia (AMISOM) wurde zwischen 2011 und 2014 massiv aufgestockt – von weniger als 10.000 auf circa 18.000 Soldaten. Die meisten Kontingente werden von Burundi, Uganda, Kenia und Djibouti gestellt. Außerdem wurden die mehrere tausend Mann umfassenden äthiopischen Truppen in Somalia Anfang 2014 formell dem AMISOM-Kommando unterstellt. Damit erreichte AMISOM eine Stärke von über 22.000 Soldaten. Diese Truppen sind ihren islamistischen Gegnern militärisch weit überlegen. Dennoch hält sich Al Shabaab im Umland von Mogadishu und dem weiten südsomalischen Hinterland.

Eine ergreifende Reportage über ein 16-jähriges Mädchen aus Somalia stand vor kurzem im SZ-Magazin und ist »hier nachzulesen.
Das Land ist gezeichnet von Dürre, Armut und Vertreibungen. Seine Menschen sind gezeichnet von Elend, Sorge und Angst. Eine politische Lösung ist nicht abzusehen.