8. Mai 2012
Erdbeben erschüttert Mirabello


Reisebericht aus unserer erdbebengeschädigten Partnergemeinde Mirabello

Wie wir in der Beilage im letzen Gmoablattl bereits informiert haben, wurde unsere Partnergemeinde Mirabello schwer vom Erdbeben am 18. Mai um 4 Uhr Früh getroffen. Viele kleinere und auch größere Beben folgten diesem und es herrscht allerorts immer noch große Unsicherheit und Angst.
Trotz ständigem Kontakt mit Altbürgermeister Giancarlo Pincelli haben der AK Gemeindepartnerschaft und Bürgermeister Michael Pelzer es für angemessen befunden, dass wir uns selbst einen Eindruck verschaffen und auch unser Mitgefühl den vom Unglück Betroffenen persönlich ausdrücken.

Zusammen mit Antonio Balsamo bin ich am Dienstag die 500-km-Reise angetreten und der erste Eindruck war, als wir in den Ort einfuhren: “Na, so schlimm scheint es doch nicht zu sein“! Erst als wir das Zentrum erreichten und den von Trümmern übersäten Kirchen-Vorplatz sahen, begannen wir zu begreifen, was sich da abgespielt haben musste. Quader vom eingestürzten Kirchendach und der Stirnmauer haben sich einen halben Meter in den Pflastervorplatz versenkt. Die Kirche, ursprünglich wohl nicht viel kleiner als die Stiftskirche in Weyarn, ist im Altarbereich gänzlich zusammengebrochen und nur noch ein Trümmerhaufen. Alles was noch steht, ist von großen Rissen durchzogen und es ist nicht vorstellbar, dass da noch was zu retten ist. Der große, freistehende 53 m hohe Kirchturm, das weithin sichtbare Wahrzeichen der Gemeinde Mirabello, scheint das Erdbeben gut überstanden zu haben, nur an der Turmspitze sollen Reparaturmaßnahmen erforderlich sein.

Der am nächsten Tag erfolgte Erkundungstag durch den Ort und das Gewerbegebiet eröffnete uns erst das Ausmaß der an den Häusern entstandenen Schäden. Laut Bürgermeisterin Angela Poltronieri müssen ca. 1.000 Häuser statisch überprüft werden und bislang sind bereits 300 gesperrt worden. Das heißt, die Bewohner können nicht mehr in ihre Wohnungen und Häuser, können sich im besten Fall zusammen mit Ordnungs-organen etwas daraus holen. Die Geschädigten sind bei Freunden, in Ferien-Domizilen an der Adria oder aber auch in Zelten im Garten untergekommen. Ältere Leute hat man im nicht beschädigten Kindergarten untergebracht, wo sie in einem Bettenlager „hau-sen“, in Erwartung wie es nun weiter geht. Wir sahen viele Gebäude mit Rissen, einige waren bis zu 20 cm verschoben oder angehoben. Bei der Elementarschule (1. bis 4. Klasse) ist ein Totalschaden zu vermelden. Hier sind die Zwischendecken des Mehretagengebäudes teilweise abgestürzt und es wird gewartet, bis das zur Gänze geschieht. Erst dann will man versuchen, Unterlagen zu bergen, die von den Lehrern u. a. eigentlich für die Notenvergabe benötigt würden. (Vielleicht erfreut das wenigstens einige der nun 2 Wochen früher in die Ferien geschickten Schüler!)

Die größten Sorgen macht man sich jedoch über den mit großem Druck aus allen Boden-, Haus- und Straßenfugen ausgetretenen Schlick, einem Gemisch aus feinem Sand und Wasser, der auf Straßen, Plätzen und Gärten überall noch in Resten zu sehen ist, obwohl schon viele Lastwagenfuhren abtransportiert worden sind. Es wird befürchtet, dass nach Beruhigung der Region sich durch ergebene Hohlräume die Häuser absenken und es noch weitere unabsehbare Schäden an den Gebäuden gibt.
Im Gewerbegebiet sieht es fast noch schlimmer aus. Viele auf Betonpfeiler stehende Hallen sind in sich zusammen gefallen und haben Waren, Maschinen und Arbeitsplätze vernichtet.
Auch der Fußballplatz ist derzeit unbespielbar, weil ein etwa 10 cm breiter und bis zu 2m sichtbar tiefer Bodenriss von einem Tor zum anderen eine Benutzung unmöglich macht.

Zu den Menschen ist zu sagen, dass weiterhin eine gewisse Angst vorherrscht, die die Bewohner der nicht oder wenig geschädigten Häuser ihre Schlaflager in den Parterre-Bereich legen ließ, um bei Bedarf schnellstens ins Freie zu gelangen.
In Mirabello wird derzeit bzgl. der Ausnahmesituation mit einem ganzen Jahr gerechnet. Wünschte man sich bisher ob des starken Durchgangsverkehrs eine Verkehrsberuhigung, wäre es jetzt wieder vielen Bürgern recht, wenn wieder mehr Leben in den nun abgesperrten Ortskern käme.

Positiv ist zu vermelden, dass man laut Bürgermeisterin Angela Poltronieri in allen Bereichen wieder enger zusammen gerückt ist, man sich bei allen Institutionen, Organen und im privaten Bereich hilft, um der Sache wieder einigermaßen Herr zu werden.

Auch über unsere angelegten Spendenkonten, den derzeitigen Stand und mögliche Verwendungen haben wir mit der Bürgermeisterin und Altbürgermeister Giancarlo Pincelli, der unser Vertrauensmann und Garant dafür ist, dass die Spenden unseren Wünschen entsprechend verwendet werden, gesprochen. Wir deuteten an, dass einige Events im AK geplant werden, um noch mehr Mittel zur Verfügung stellen zu können und bekamen viel Dank und Anerkennung für die mitfühlende Gesinnung vieler unserer Bürger und die zu erwartende Hilfe über Spenden.

Im Namen des Arbeitskreises Gemeindepartnerschaft bitte ich um weitere Spenden und Teilnahme bei künftigen Spenden-Events, die wir derzeit planen.
Die Spender erhalten von der Gemeinde unaufgefordert eine Spendenbestätigung, soweit der Betrag nicht bereits durch die Überweisung als Spendenbestätigung gilt.
Die Verwendung der Spenden wird über den Altbürgermeister Pincelli und das Gemeindeamt in Mirabello ausschließlich den Familien zugute kommen, die Hilfe brauchen.

 

Spenden können auf folgende Konten geleistet werden (jeweils Empfänger Gemeinde Weyarn, Erdbebenhilfe Mirabello):

  • Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, Konto 12128195, BLZ 711 525 70
  • Raiffeisenbank im Oberland eG, Konto 300730009, BLZ 701 695 98.

Wir werden Sie weiterhin über die Situation in unserer Partnergemeinde informieren.

Alois Killy, AK Sprecher

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